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Von Demokratiegefährdung und Tatendrang: Was Das NETTZ 2025 plant

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Das NETTZ Team  |  © Das NETTZ | Stefanie Loos

Die Herausforderungen für 2025 sind groß. Unser Wille, etwas zu verändern, ebenso. In diesem Beitrag geben wir einen Einblick in unsere Vorhaben für dieses Jahr. Neben dem Aufbau einer bundeszentralen Infrastruktur freuen wir uns auf weitere Schwerpunkte.


2025 hat für die Welt und Deutschland schwierig begonnen. Jedoch haben wir als zivilgesellschaftliche Organisation umso mehr Tatendrang, etwas zu bewegen. Denn wir können nicht tatenlos zusehen, wie Populismus, Extremismus und Demokratiefeindlichkeit unsere Gesellschaft vereinnahmen. Im Hinblick auf die bevorstehende Bundestagswahl beobachten wir aufmerksam den Wahlkampf. 

Auch danach bleibt es brisant, denn wir fragen uns: Was tut die neue Bundesregierung, um Hass im Netz und Desinformation zu bekämpfen? Wie können sich marginalisierte Gruppen online und im Analogen sicher fühlen? Wie wird zivilgesellschaftliches Engagement international weiterhin möglich bleiben, wenn Demokratien erodieren? Wie entwickeln sich Dynamiken von Hass im Netz, wenn Faktenchecks und die Inhaltsmoderation von Plattformen wie X und Meta kaum noch eine Rolle spielen? Wie gut gelingt die Umsetzung des Digital Services Act?

Mit Blick auf Fragen wie diese ist die gute Nachricht, dass gegenwärtig viele zivilgesellschaftliche Initiativen an diesen Themen arbeiten. Starke Netzwerke und die Verzahnung unterschiedlicher Präventions- und Interventionsansätze zählen zu unserem Kerngeschäft und müssen bestehen bleiben. Wir beobachten, dass die Handlungsspielräume der Zivilgesellschaft weltweit kleiner werden. NGOs geraten zunehmend unter Druck. Es ist die Rede von „shrinking civic spaces“. Wir und alle anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen sind deswegen umso mehr auf verlässliche Förderung und Spenden angewiesen. Denn wir haben einiges vor:

Bundeszentrale Infrastruktur gegen Hass im Netz und Desinformation aufbauen

Wir freuen uns, eine der Trägerorganisationen im neu gestarteten Kooperationsverbund im Themenfeld Hass im Netz und Desinformation zu sein. Gemeinsam mit Neue Deutsche Medienmacher*innen, Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur, HateAid, Meldestelle REspect! und dem Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft bauen wir ab 2025 eine bundeszentrale Infrastruktur gegen Hass und Desinformation auf. Dieses große Vorhaben knüpft an unsere Arbeit der vergangenen Jahre an und wir bringen Erfahrungen aus der Netzwerkarbeit ein. Das Projekt ist Teil der neuen Förderperiode des Bundesprogramms „Demokratie leben!“, gefördert vom Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend.

Zivilgesellschaftliches Forum als nachhaltige Struktur etablieren

Über 20 Organisationen sind Teil unseres Zivilgesellschaftlichen Forums, das wir in den vergangenen drei Jahren im Rahmen der BAG »Gegen Hass im Netz« aufgebaut haben. Obwohl die BAG endet, soll das Zivilgesellschaftliche Forum weitergeführt und ausgebaut werden, denn nachhaltige zivilgesellschaftliche Infrastrukturen sind in Anbetracht der Zunahme von Hasskriminalität und der Verbreitung von Desinformation aktuell besonders wichtig. Die Expertise von zivilgesellschaftlicher Arbeit wird hier gebündelt – Synergien entstehen. Das geschieht durch regelmäßige Formate wie unsere digitalen Stammtische oder auch durch Use Cases – Praxisprojekte, in die wissenschaftliche Daten einfließen. Dafür arbeiten wir weiter mit wissenschaftlichen Partner*innen zusammen, die aktuelle Forschungsergebnisse in der zivilgesellschaftlichen Praxis zur Anwendung bringen können. 

Gesellschaftlicher Polarisierung entgegenwirken

Grafik zum sog. "unsichtbaren Drittel" der Gesellschaft und Schriftzug "Was Menschen, die von Politik enttäuscht sind oder sich ungehört fühlen, online beschäftigt – Forschung für mehr Vertrauen in digitalen Räumen
Impulspapier „Was geht im Netz? Hinweise zum Vertrauensaufbau mit dem unsichtbaren Drittel" von Das NETTZ und More in Common veröffentlicht  |  © Quelle Grafik: More in Common (2019)

Gegen Hass im Netz bedeutet: für konstruktive Diskurse. In unseren Projekten setzen wir uns auch damit auseinander, wie in Online-Diskursen alle Perspektiven sichtbar werden können, nicht nur die lauten. Viele Menschen im sogenannten Unsichtbaren Drittel unserer Gesellschaft sind entweder von der Politik enttäuscht, fühlen sich ungehört oder haben wenig Bezug zu unserem Gemeinwesen. Sie beteiligen sich in der Folge weniger an der gesellschaftlichen Aushandlung. Gemeinsam mit More in Common Deutschland erforschen wir, wie gesellschaftliche Akteur*innen online zum Beziehungs- und Vertrauensaufbau mit Menschen aus dem unsichtbaren Drittel beitragen können. 2025 erarbeiten wir konkrete Handlungsansätze, die auf dem veröffentlichten Impulspapier aufbauen.

Zivilgesellschaftliches Engagement stärken

Seit 2017 veranstalten wir unser jährliches Community Event – deutschlandweit das größte Vernetzungstreffen zum Thema Hass im Netz. Zum neunten Mal bringen wir Engagierte aus der Zivilgesellschaft mit Vertreter*innen aus Wissenschaft, Politik, Medien und Tech-Unternehmen zusammen. Das Community Event lebt von Verbindungen, die bereits bestehen, neu entstehen und Mut geben. Denn genau das brauchen wir, um gemeinsam digitale Zukünfte zu gestalten und sie umzusetzen. Im Juni ist es wieder soweit: Save the date: 2.-3. Juni 2025. 

Community Event gegen Hass im Netz zum Thema „Screens & Society“ am 13. und 14. Mai 2024 im bUm Berlin
Community Event gegen Hass im Netz zum Thema „Screens & Society“ am 13. und 14. Mai 2024 im bUm Berlin  |  © Fotos: Das NETTZ | Stefanie Loos

Ein weiteres Projekt, mit dem wir Engagement würdigen und mutigen Menschen eine Bühne geben, ist unser Podcast. In einer neuen Podcast-Staffel begleiten wir Menschen, die sich trotz täglicher Anfeindungen für unsere Demokratie stark machen. Hört sich gut an? Im Herbst gibt es mehr davon.

Mit Policy-Arbeit für eine sicherere digitale Zukunft

2025 werden wir noch intensiver an Fragen zur Regulierung von Tech-Plattformen – und wie verschiedene Stakeholder und Grundpfeiler des öffentlichen Interesses einbezogen werden können, arbeiten. Zum Umgang mit illegalen und gefährlichen Inhalten, auch im Hinblick auf den verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz, ist der Einsatz für bessere Regulierung unabdingbar. Deswegen intensivieren wir unsere Advocacy- und Policy-Arbeit. Im Februar starten wir ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Universität Mainz, in dem wir die Meldewege der großen sozialen Plattformen nach den Kriterien des Digital Services Acts (DSA) prüfen. In Anbetracht der Beschlüsse von Meta, die Lockerungen in der Inhaltsmoderation vorsehen und Faktenchecks abschaffen, nehmen wir die nationale Durchsetzung des DSA stärker in den Fokus.

Wir sind froh über so vielversprechende Projekte, ein großartiges Team und starke Partner*innen. Auch wenn die Herausforderungen derzeit besonders groß erscheinen, so gehen wir zuversichtlich nach vorn. Alle gemeinsam.

Weitere Projekte sind in Planung. Außerdem bieten wir regelmäßig Workshops zu verschiedenen Themen an. Seid ihr neugierig? Stay tuned mit unserem Newsletter!

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Foto Nadine Brömme
Autor*in

Nadine Brömme

(sie/ihr) Co-Gründerin / Co-Geschäftsführerin

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