Forschung

Unsere neue Studie zeigt, wie Frauen im Internet systematisch angegriffen werden

Cover der Studie "Tracing Online Misogyny"

Unsere neue Studie der BAG »Gegen Hass im Netz« untersucht Narrative und Framings misogyner Praxis im digitalen Raum. In der Studie richten wir in enger Zusammenarbeit mit dem belgischen Tech-Unternehmen Textgain einen länderspezifischen Blick auf die Manosphere – von Fringe-Plattformen bis in den Mainstream hinein. Die Ergebnisse stehen in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung. 
 

Hass gegen Frauen ist ein virulentes und akutes Thema, dessen Relevanz im Analogen wie  in der digitalen Kommunikation stetig zunimmt: Frauen werden im Internet systematisch angegriffen und verunglimpft. In Online-Diskursen müssen Frauen Belästigungen, Gewalt- und Vergewaltigungsfantasien oder gar Morddrohungen fürchten. Viele vermeiden, sich öffentlich zu äußern oder ziehen sich aus den Räumen zurück. Dieser besorgniserregende Trend macht die Stimmen von Frauen unsichtbarer und überlässt denjenigen den virtuellen Raum, die sich gewaltvoll und frauenfeindlich verhalten.

Ziel des Berichts ist die Erforschung von länderspezifischen Narrativen und Framings misogyner Praxis online, insbesondere in Bezug auf die Manosphere. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf dem deutschsprachigen digitalen Raum und wird im quantitativen Teil der Untersuchung mit den französischen, britischen, slowakischen und niederländischen Sprachräumen verglichen. Auf Grundlage quantitativer Methoden werden Aussagen zum Grad der Verbreitung von Misogynie in Online-Kontexten getroffen. Schwerpunkte der qualitativen Analyse bilden die Incel-Subkultur sowie Männlichkeits-Influencer aus der Pick-Up-Artist-Szene.

Zentrale Ergebnisse 

  1. Misogynie ist im Internet weit verbreitet. Mit enthemmter, abwertender Sprache werden Frauen gezielt bedroht und verängstigt.
  2. Ein gemeinsamer Nenner frauenfeindlicher Kommunikation besteht in der Abwertung und Objektivierung von Frauen in aggressiven sexistischen Ausdrucksweisen. 
  3. Frauenfeindliche Kommunikation ist in den vergangenen Jahren sichtbarer geworden. Hierzu trägt u.a. die große Reichweite misogyner Influencer wie Andrew Tate sowie Coaching-Formate für junge Männer bei.
  4. Misogyne Online-Subkulturen haben Zulauf. Ihre Botschaften sickern über soziale Medien in den politischen Mainstream.
  5. Die Peaks frauenfeindlicher Kommunikation auf Social Media Plattformen entwickeln sich über Sprachgrenzen hinweg recht ähnlich. 
  6. Sprach- und Sentimentanalysen zeigen einen großen Anteil gewaltsamer Phantasien der Incel-Community durch eine enthemmte Sprache, die Frauen Gewalt und Vergewaltigungen wünschen.
  7. Im deutschsprachigen Raum ist der Grad an Frauenfeindlichkeit ähnlich hoch wie in anderen Sprachen. Allerdings sind gewaltsame Aussagen weniger häufig im digitalen Mainstream vorzufinden. 

Empfehlungen 

  1. Dauerhaftes Monitoring einrichten: Das Monitoring von Trends der Online-Misogynie sowie die tiefergehende Analyse selbiger müssen in der Forschungslandschaft stärker etabliert werden, um zielgerichtete Interventionen umsetzen zu können. 
  2. Internationale Zusammenarbeit ausweiten: Online-Misogynie ist ein transnationales Phänomen, das bislang noch viel zu sehr nur in einem nationalstaatlichen Kontext gedacht wird. Es muss allerdings sowohl auf der Ebene der Justiz als auch der Forschung einen stärkeren Austausch geben. 
  3. Interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern: Die Analyse von Frauenfeindlichkeit im Netz benötigt interdisziplinäre Einblicke aus Linguistik, Sozialpsychologie, Jura und Politikwissenschaft, um der Komplexität des Themas gerecht zu werden.
  4. Effektiven Wissenstransfer organisieren: Der Jargon der Online-Misogynie erfordert die Vermittlung von Kenntnissen über Codes und spezifischen Slang. Es benötigt Schulungen für Lehr- und Sicherheitskräfte, um frühzeitig gegen die Normalisierung von Frauenfeindlichkeit zu intervenieren.

Die Untersuchung “Tracing Online Misogyny” entstand in einer Zusammenarbeit zwischen Das NETTZ, der Vernetzungsstelle gegen Hass im Netz aus Deutschland und dem Tech-Unternehmen Textgain aus Belgien im Rahmen eines Schwerpunkts der Arbeit der Bundesarbeitsgemeinschaft »Gegen Hass im Netz«. Das viermonatige Projekt baute auf der Arbeit des European Observatory of Online Hate auf.

Jetzt auf deutsch oder englisch lesen!

 

Foto Nadine Brömme
Autor*in

Nadine Brömme

(sie/ihr) Co-Gründerin / Co-Geschäftsführerin

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