Unsere Barcamp-Reise durch den März
Studien belegen, dass das persönliche Gespräch die beste Methode ist, um Menschen zu ermutigen, selbst aktiv zu werden. Das führt zu unserer derzeitigen Lieblingsaufgabe: auf Veranstaltungen rumspringen. Wir springen natürlich nicht wirklich, aber wir reden - über das was wir tun und über das was Euch beschäftigt. Wir möchten mehr Menschen zum Engagement gegen Hate Speech bewegen und bereits Aktive unterstützen. Genau aus diesem Grund waren wir auf dem openTransfer Camp, bei der reCampaign und bei Social Voices. Wir geben Euch hier einen kleinen Eindruck unserer Barcamp-Reise, denn es ist immer wieder schön, mitzuerleben, wie gut das Format Barcamp funktioniert, wenn einfach motivierte Menschen an einem Ort zusammenkommen.
OpenTransfer Camp Zukunftsgestalter: “Community Building gegen Hass im Netz”
Um unsere gemeinsame Vision einer Bürgergesellschaft ging es beim openTransfer Camp #otc18 Zukunftsgestalter am 10.03., organisiert von den Stiftungen Bürgermut und Bürger für Bürger. Die Frage, was eine partizipative Gesellschaft ausmacht, trieb uns auf das Barcamp. In unserer Session “Community Building gegen Hass im Netz” haben wir gemeinsam diskutiert, wo wir stehen und was wir brauchen, um eine demokratisch gesinnte Community aufzubauen.
Hass verbreitende Gruppierungen organisieren sich in unterschiedlichen Communities (z.B. die Discord-Community Reconquista Germanica). Wie für Gemeinschaften typisch, haben sie gemeinsame Ziele, eine eigene Sprache, Symbole und verbindende Rituale. Mit ihren Kommunikationsstrategien erreichen sie auch Außenstehende, die sich anschließen (wie bspw. die Identitäre Bewegung auf Instagram). Als Community der Gegenrede haben wir mit der Mobilisierung später angefangen und all das fehlt uns. Wir sind bislang weniger gut organisiert und an aktiver Gegenrede beteiligen sich nur wenige.
Deswegen wollen wir Wege finden, wie wir als Gemeinschaft mehr bewirken können. Online-Hassrede ist zu einem gesellschaftlichen Problem geworden und mehr Menschen brauchen Klarheit, wie sie damit umgehen und sich einbringen können. Regelmäßiger Austausch on- und offline ist dabei essentiell. Wir diskutierten intensiv, dass wir uns nicht in eine reaktive Position begeben und zu problemorientiert handeln dürfen, sondern gemeinsam unsere parallelen Geschichten, Demokratie-Narrative, erzählen müssen. Die Basis hierfür sind Werte, die uns als Gemeinschaft verbinden, sowie eine Sprache, die nicht zu intellektuell daher kommen darf.
reCampaign: “Welche Narrative brauchen wir für eine konstruktive Debattenkultur?”
Direkt zwei Tage später ging es mit diesen Gedanken auf die reCampaign. Wir begaben uns zunächst in die Zuhörerinnen-Rolle und sammelten Impulse zum Campaigning und strategischer Kommunikation. Paulina Fröhlich von Kleiner Fünf plädierte in ihrer Session für radikale Höflichkeit bei der Kommunikation mit Rechtspopulist*innen. Besonders informativ fanden wir auch den Vortrag von Johannes Hillje, der Vorschläge brachte, wie progressive Kräfte Diskursräume zurückerobern können. Emotionalisierende Sprache und eigene, positive Narrative sind zwei Ansätze, die wir bei Mobilisierung gegen Hate Speech besonders bedeutsam finden. Diese Verbindung kann in einem demokratischem Kontext ebenso mobilisierend wirken.
Genau das griffen wir in unserer eigenen Barcamp-Session auf und gaben ihr den Titel “Welche (neuen) Narrative brauchen wir für eine konstruktive Debattenkultur?”. Ein wiederkehrender Gedanke war, dass sich die verschiedenen Initiativen manchmal leider gegenseitig im Weg stehen: Alle möchten einzigartig sein und konkurrieren um Aufmerksamkeit. Aber um mehr Schlagkraft gegenüber Wirtschaft und Politik zu haben, müssen wir gemeinschaftlich Dinge bewegen, mehr das Verbindende suchen, stärker kommunizieren und gemeinsame Aktionen planen. Wie wäre es mal mit einer initiativen-übergreifenden Kampagne?
Mit #LoveSpeech gegen #HateSpeech bei den Social Voices
Im Rahmen der internationalen Wochen gegen Rassismus organisierten die Media Residents am 20.03. das Event Social Voices rund um die Themen Migration und Journalismus in Deutschland. Da Hassrede leider auch das Publizieren zunehmend beeinflusst, brachten wir uns hierzu ein. Die Teilnehmer*innen interessierten sich für den Umgang mit Hate Speech u.a. in unterschiedlichen kulturellen Kontexten, in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen oder für die Konfrontation mit Hassrede bei ehrenamtlichem Engagement.
Unsere Session war ein schönes Gemeinschaftsprojekt mit Verena Deventer von Love Speech und Gesicht zeigen!. Dementsprechend entwickelte sich unsere Diskussion hin zu einer positiven, proaktiven Kommunikation und demokratisch geprägten Narrativen, denen wir in Zukunft viel mehr Bedeutung schenken werden. Zur Einstimmung gab es eine schöne Übung, die uns aus dem Thema Hass rausgeholt hat. Wann hattet Ihr Ihr eigentlich Euren letzten Lachflash?
Ein Wertesystem, zugängliche Sprache, gemeinsame Aktionen, Emotionen und Demokratie-Narrative
Was uns besonders beschäftigt, ist die Frage, ob und wie eine Gemeinschaft der Gegenrede entstehen kann, der ein demokratisches Wertesystem zugrunde liegt. Das große Interesse an unseren Sessions deuten wir als positives Zeichen und fragen weiter: Was sind unsere Werte, wie grenzen wir uns sprachlich ab und was sind unsere Narrative, mit denen wir mehr Menschen mobilisieren? Diesen Fragen werden wir nachgehen. Damit bekommt das Engagement gegen Hate Speech eine neue Facette und die ist proaktiv statt reaktiv.