Forschung

Unser neues Projekt sucht Wege für mehr Vertrauen in digitalen Räumen

Das NETTZ erforscht gemeinsam mit More in Common das Online-Verhalten der Bevölkerungssegmente des sogenannten unsichtbaren Drittels – also von Personen, die in unserer Gesellschaft wenig Halt finden. Wir fragen uns: Wie können diese Personen im Netz angesprochen werden? Diplom-Psychologin Dorothee Scholz unterstützt das Projekt beratend, die Robert Bosch Stiftung fördert es.  


In der 2019 veröffentlichten Studie „Die andere deutsche Teilung“ identifizierte More in Common Deutschland auf Basis ihres sozialpsychologischen Forschungsansatzes sechs Typen in der deutschen Gesellschaft, die unterschiedliche Wertefundamente haben und sehr unterschiedlich auf Gesellschaft schauen. Benannt sind sie nach ihrem Verhältnis zur Gesellschaft. Die Pragmatischen und die Enttäuschten bilden das unsichtbare Drittel der deutschen Bevölkerung. Sie sind überdurchschnittlich einsam, politisch desorientiert und empfinden eine große Distanz zum politischen System und ihren Mitmenschen. Das unsichtbare Drittel ist jung und politisch fragmentiert, ihnen gibt das demokratische System weniger Halt als anderen und ihr Bezug zur Politik fällt insgesamt merklich schwächer aus. In der Folge beteiligen sie sich weniger an politischen Diskussionen und meiden Orte, an denen solche Diskussionen geführt werden. Insgesamt 30 Prozent der deutschen Bevölkerung lassen sich dem unsichtbaren Drittel zuordnen. In der Einbindung dieser Gruppen liegt eine zentrale Aufgabe für Politik und Zivilgesellschaft. 

In einem Kooperationsprojekt schließen wir zusammen mit More in Common Deutschland an ihre bisherige Forschung an. Beratend unterstützt wird das Projekt „Vertrauensaufbau im unsichtbaren Drittel – Ansprache und Begegnung im Netz” von Diplom-Psychologin Dorothee Scholz und gefördert von der Robert Bosch Stiftung. Gemeinsam nehmen wir das Online-Verhalten des unsichtbaren Drittels in den Blick. Wir nehmen an, dass hier eine große Chance für zielgruppengerechte Ansprachen liegt und demokratiefeindliche Akteure bereits versuchen, sich dieses zunutze zu machen. 

Mittels explorativer Fokusgruppen und Online-Befragungen möchten wir herausfinden, was die Menschen online bewegt, wo sie sich aufhalten und was ihre Bedürfnisse sind. Wir fragen uns, wie wir und andere Akteure aus Zivilgesellschaft und Politik digital anders kommunizieren können und wie nachhaltiger Beziehungs- und Vertrauensaufbau gelingen kann. Wir wollen wissen, welche Bedarfe und Motive hinter der Nutzung unterschiedlicher digitaler Räume und Angebote durch das unsichtbare Drittel stehen und durch welche Deutungsmuster und Ansprachen diese online erfüllt werden. Außerdem interessiert uns, welche alternativen Kommunikationsangebote von demokratischen Akteuren gemacht werden können, um alle Personengruppen anzusprechen. 

Durch die Fokussierung auf diejenigen, die sich von politischen Entscheidungen und Prozessen übergangen fühlen, möchten wir mit diesem Projekt einen Beitrag dazu leisten, der Vertrauenskrise in die Demokratie entgegenzuwirken. Erste Zwischenergebnisse möchten wir im Herbst veröffentlichen. Weitere Erkenntnisse werden wir im nächsten Jahr vor der Bundestagswahl publizieren.  

Partner*innen 

→ Website von Diplom-Psychologin Dorothee Scholz
→ Website von More in Common oder LinkedIn-Profil 

Förderung

Das Projekt wird von der Robert Bosch Stiftung gefördert. 

 

Luisa Schmidt, wissenschaftliche Referentin bei Das NETTZ © Das NETTZ/Joerg Farys
Autor*in

Luisa Schmidt

(sie/ihr) Wissenschaftliche Referentin
 

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