Veranstaltung

NETTZ.Gespräch: Rechtsalternative Netzwerke & YouTube

Bild mit zwei Personen, einem Mann mit Brille und einer Frau mit lockigen Haaren, die in die Kamera schauen. Textblöcke thematisieren rechtsextreme Online-Communities, Telegram-YouTube-Verbindungen und Videoaktivismus. Veranstaltungshinweis für das NETTZ.Gespräch am 19.09.2024, online. Das NETTZ-Logo ist unten rechts zu sehen.
© Das NETTZ

Plattformübergreifender Community-Aufbau? Telegram-YouTube-Links und Videoaktivismus? Netzwerkforscher Harald Sick und Journalistin Nadja Bascheck diskutierten über scheinbar harmlose Inhalte, externe Links die Algorithmen umgehen, „networked intimacy“ und mehr! 


Wie bauen politische Akteure plattformübergreifend Communities auf? Welche Rolle spielt Videoaktivismus auf YouTube? Welche Struktur steckt hinter Links zwischen Telegram und YouTube?

Beim NETTZ.Gespräch zum Thema rechtsalternative Netzwerke & YouTube gab Harald Sick Einblicke in die Forschung zur neuesten Ausgabe von Machine Against the Rage der Bundesarbeitsgemeinschaft »Gegen Hass im Netz«. Die Forscher haben auf breiter Datenbasis untersucht, wie rechtsalternative Akteure mit crossmedialen Strategien ihre Inhalte vom politischen Rand in den Mainstream bringen. Er zeigte ausgehend vom Messenger-Dienst Telegram, inwieweit die Videoplattform YouTube aus dem rechtsalternativen Ökosystem nicht mehr wegzudenken ist.

Zusammen mit der WDR-Redakteurin Nadja Bascheck diskutierten wir, wie rechte Influencer*innen sich entsprechende Netzwerke zunutze machen. Nadja Bascheck hat in einer Y-Kollektiv-Investigativrecherche und in Zusammenarbeit mit Correctiv die Funktionsweisen des rechten Influencer-Business auf YouTube aufgedeckt und uns Blicke hinter die Kulisse ermöglicht.

Hinweis

Mit dem Aufruf des Videos stimmen Sie zu, dass Ihre Daten an YouTube und Google übermittelt werden und Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen haben.

Im Gespräch haben wir Parallelen zwischen der Investigativrecherche und den Erkenntnissen des Trendreports festgestellt: Beide zeigen wie „networked intimacy“ (zu Deutsch etwa „vernetzte Intimität“) im alltäglichen Geschehen mit sozialen Medien aussehen kann. So stecke oft strategische Intention hinter zunächst harmlos daherkommenden Video-Inhalten, die etwa radikal konservative Weltbilder vermitteln oder sich mit rechtsalternativen bis rechtsextremen Inhalten vermischen und damit als ideologische Einfallstore dienen. Die Expert*innen verweisen hier etwa auf den „Trad Wife“-Trend (Trad. wie „traditional“) und andere Live-Style Inhalte wie Kochvideos. YouTube biete ferner die Möglichkeit, Leute zu erreichen, die sich noch nicht konkret für bestimmte Themen interessieren, so Harald Sick.

Auch die Bedeutung des in Verruf geratenen YouTube-Algorithmus wurde hinterfragt. Harald Sick verdeutlichte, dass mit plattformübergreifenden Netzwerken eigene Empfehlungsstrukturen geschaffen werden können und so Algorithmen und Shadowbanning schlicht umgangen werden und an Relevanz verlieren.

Die Teilnehmenden der Online-Veranstaltung konnten live Fragen formulieren, die später in der Diskussion aufgegriffen wurden. Dabei interessierten sich viele für die Aktivitäten christlicher Fundamentalisten und deren Kooperation mit rechten YouTuber*innen. Auch unsere Advocacy-Arbeit war von Interesse: Wir konnten bestätigen, dass wir mit YouTube zu unseren Ergebnissen bereits konkret im Austausch waren. Weitere Fragen bezogen sich auf die Rolle von Gamingplattformen wie Discord und Twitch sowie erfolgreiche Gegenstrategien, welche immer wieder neu ausgehandelt werden müssen.

 

Speaker*innen

Harald Sickwissenschaftlicher Referent bei der BAG »Gegen Hass im Netz«, Schwerpunkt Netzwerkanalyse
Harald Sick ist Politikwissenschaftler und beschäftigt sich damit, die Dynamiken von Diskursen in sozialen Netzwerken sichtbar und den Einfluss von Akteuren auf diese messbar zu machen. In der Forschungsstelle liegt sein Fokus als wissenschaftlicher Referent auf Netzwerkanalysen und Netzwerkstatistik.

Nadja BascheckRedakteurin beim WDR
Nadja Bascheck hat in Düsseldorf Germanistik und Philosophie studiert und im Anschluss einen Master of Arts in Journalistik absolviert. 2019/2020 volontierte sie beim WDR, arbeitete danach als freie Mitarbeiterin für den Sender als Autorin und Moderatorin und war außerdem für Sendungen von Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur unterwegs. Seit 2024 arbeitet sie crossmedial als Redakteurin und Reporterin fest in der Redaktion „Landespolitik“ des WDR in Düsseldorf.

Lena-Maria Böswald, Advocacy Managerin von Das NETTZ ‒ Vernetzungsstelle gegen Hate Speech
Lena-Maria Böswald hat das NETTZ.Gespräch moderiert.

 

Foto Svenja Holzhausen
Autor*in

Svenja Holzhausen

(sie/ihr) Werkstudentin

zum Newsletter
Newsletter-icon

Du willst zum Thema "Hass im Netz"
auf dem Laufenden bleiben?

Dann abonniere unseren
DAS NETTZ-Newsletter.