NETTZ Community Event '22: Stark verNETTZt blicken wir nach vorn
Das sechste NETTZ Community Event war voller inspirierender Gespräche und ganz viel Austausch! Endlich konnte die Veranstaltung das erste Mal seit der Pandemie wieder in Präsenz stattfinden. Im OYOUN in Berlin kamen über 100 Vertreter*innen aus der Zivilgesellschaft, Wissenschaft, von öffentlichen Institutionen und Medien zusammen, um sich zu Hass im Netz, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, solidarischen Allianzen und vielem mehr auszutauschen.
In einem eröffnenden Gespräch reflektierten Nadine Brömme und Hanna Gleiß, Co-Leiterinnen von Das NETTZ, die vergangenen fünf Jahre der NETTZ-Arbeit. Es hat sich einiges getan, das NETTZ blickt zuversichtlich auf zwei neue Projekte: Das Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz zu dem die Neuen deutschen Medienmacher*innen, HateAid, jugendschutz.net und Das NETTZ gehören, das als zentrale Anlaufstelle Orientierung geben will. Außerdem entsteht die Bundesarbeitsgemeinschaft gegen Hass im Netz (BAG), die sowohl den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Zivilgesellschaft ermöglichen als auch die interdisziplinäre Vernetzung zu Hass im Netz fördern will.
Eine weitere große Ankündigung war die bevorstehende Ausgründung von Das NETTZ als gemeinnützige GmbH ab dem 1. August 2022!
Neben den wichtigen Reflexionen der vergangenen Jahre und dem hoffnungsvollen Ausblick in die Zukunft und neuen Netzwerken, kam auch gesellschaftspolitische Kritik nicht zu kurz.
Das Panelgespräch „Aktivismus in Zeiten der Krise: Was macht uns stark?“ brachte die Perspektiven von Melina Borčak (Journalistin mit Fokus auf antimuslimischen Rassismus und Genozid an der Bosniak*innen), Hanna Attar (CLAIM ALLIANZ) und Dorothee Scholz (Psychotherapeutin für Verhaltenstherapie) zusammen.
Die Speaker*innen diskutierten etwa die Auswirkungen der Pandemie und des Kriegs in der Ukraine auf ihre aktivistische Arbeit, ihre persönlichen Kraftquellen für einen nachhaltigen Aktivismus und zivilgesellschaftliches Engagement sowie die wichtigen Baustellen, denen sich Politik und Zivilgesellschaft widmen müssen, damit mehrfach marginalisierte Communities in diesen Krisenzeiten nicht zurückgelassen werden.
Im Anschluss an diese kritischen Impulse war in Open Space Slots Raum für einen vertieften Austausch der Teilnehmer*innen.
Auf dem Open Space “Marktplatz” boten Teilnehmer*innen des Community Events spannende Themen wie “Talk to Me - Spielerisch argumentieren gegen Verschwörungstheorien” (Kleiner Fünf), “Psychologische Mechanismen hinter Hate Speech” (Dorothee Scholz), “Hass im Gaming - Rekrutierung junger Spieler*innen in Online Communities” (fairsprechen), “Nackt im Netz - Die Geschichte einer Betroffenen & Was dagegen getan werden kann” (ANNA NACKT) sowie “Verfolgung von Hetze im Netz - Arbeit mit BKA und Justiz” (Meldestelle Respekt) an.
Ein besonderes Highlight war das Gespräch zwischen NETTZ Co-Leiterin Hanna Gleiß und Bundesfamilienministerin Lisa Paus. Die Bundesfamilienministerin betonte die Wichtigkeit, Hass im Netz genauso ernst zu begegnen wie dem Hass auf der Straße und verdeutlichte die besondere Rolle zivilgesellschaftlicher Organisationen.
„Das Thema ist in der Tat so breit, dass man es nicht allein den Behörden überlassen kann. Das ist ja die Stärke von zivilgesellschaftlichen Initiativen, wie zum Beispiel dem Kompetenznetzwerk und der Bundesarbeitsgemeinschaft »Gegen Hass im Netz«, die Das NETTZ gerade mit aufbaut. Wir müssen jetzt den Blick auf die vorhandenen Strukturen werfen und diese so ausbauen, damit sich jede*r gegen Anfeindungen im Netz zur Wehr setzen kann.”
Den letzten inhaltlichen Impuls für Tag #1 des Community Events setzten Thembi Wolf (Neue Deutsche Medienmacher*innen), Ann Cathrin Riedel (LOAD e.V.), Prof. Dr. Matthias Quent und Anna-Lena von Hodenberg (HateAid) bei der Fishbowl-Diskussion „Trump, Pandemie, Krieg – und dann? Die kommenden Herausforderungen für Demokratie im Netz“, moderiert von Nadine Brömme. Die Redner*innen diskutierten kritisch über globale politische Entwicklungen und (geo)politische Zusammenhänge von Desinformationen im Netz und politischen Folgen für die Zivilbevölkerung und die Demokratie, der zunehmenden Bedrohung einer pluralen und demokratischen Diskurslandschaft durch organisierten Hass im Netz.
Anna-Lena von Hodenberg, Geschäftsführerin bei HateAid, betont mit Blick auf digitale Plattformen als Ort an denen Diskurse und Realitäten geschaffen werden:
Zu den größten Herausforderungen für unsere Demokratie zählen (unter anderem) gewisse Plattformen, die ein fruchtbarer Boden für den organisierten Rechtsextremismus sind.
Nach vielen kritischen Impulsen und reger Vernetzung neigte sich der erste Tag mit einem gemütlichen Get Together im Park dem Ende. Der erste Tag des Community Events fand im Rahmen des Kompetenznetzwerks »Gegen Hass im Netz« und mit freundlicher Unterstützung des Bundesfamilienministeriums sowie der Stiftung Mercator statt.